Montag, 13. November 2006

Der Odysee 3. Teil - auf den Schwingen des Aiolos in die Halbzeit

Heythere,

Hey du, Schottland liegt in der Ferne und ist ganz nah. Ich hab den ersten empirischen Beweis für die Statistiken über Glasgow gefunden (du weißt ja Kriminalität: EU-Top, Mörderrate: UK-Top und der Glaswegian Smile – weltbekannt, sogar in Brasil): Mir wurde meine Potte (zu gut deutsch: meine Geldbörse) geklaut, ja so sind se die Schotten vornerum lächeln und hintenrum stibitzen, aber nein das ist nun nicht fair. Ich war in einem der berüchtigten Klubs: Bambou und der Name ist halt Programm! Viel Bam Bam, aber ausnahmsweise kein Techno, sondern schönster Hip Hop (sogar Ice Ice Baby und check yo self). Du kannst dir vorstellen wie ich getanzt habe (wenn du’s so nennen willst), da wurde wild die hüften geschwungen und die Tanzfläche geschrubbt, na ja und im absoluten Überschwang der Gefühle verließ ich den bis dato ersten Hiphopschuppen den ich seit Monaten besucht habe und ging zur Bank, denn der freie Eintritt wollte in Flüssiges verwandelt werden und du weißt ja aus Blei macht man Gold, wieso also nicht auch aus Kupfer nen Bier. Als der Alchimist dann zurück an die Bar kam, war die Freude groß, und ich genoss mein erstes (hm) Bier im Klub, um mich dann wieder dem Ausdruckstanz hin zu geben..Yeah.. Aber als ich dann wieder zurück an die Bar musste, war’s geschehen: Buh! Ein Langohr oder vielleicht eine Langohrin hatte es sich in meiner Potasche gemütlich gemacht und was ich für einen tollpatschigen Annäherungsversuch hielt schien eher eine von langer Hand geplante recht feindliche Übernahme meines Geldbeutels gewesen zu sein.. Tja wat soll ich sagen, da war er weg. Meine eigene Blödheit muss ich zugeben, war die Potte doch in der Arschtasche und dass kann man vielleicht in Berlin machen aber nicht in Glasgow. Der Abend war also im Arsch.. Ich bin raus und fand meine Leute recht betrunken auf einer Treppe, sie hatten nen Fotoapparat gefunden und machten munter Fotos, bevor sie ihn an der Garderobe abgaben.. Nun bin auch ich recht traurig und sauer drauf na ja vielleicht amüsiert's den Finder.. Da in meiner Potte neben ID und Kohlen auch meine Kleidermarke war schöpfte ich Hoffnung des Gesindels habhaft zu werden und ging nahe der Garderobe in Stellung (du weißt ja: Boxer hähä), man kann ja nie wissen wie dreist manche Menschen sind und na ja 2 lange Stunden voll schlimmster Karl-Marx-Straßen Fantasien später hatten die Gardeerobenladies ein Einsehen und gaben mir meine Klamotten auch ohne Marke.. Zumindest ein kleiner Sieg gegenüber dem organisierten Verbrechen. Meine Kumpel waren da bereits nach Haus gegangen, hatten aber, nachdem ich ihnen von meinem Garderobenplan erzählt hatte, voller Mitleid ne Sammlung für’nen Taxi veranstaltet, darunter war dann auch der erste und bislang einzige 1-Pfund Schein den ich je gesehen habe. N’ Taxi hab ich natürlich nicht genommen, wer kann sein Geld schon so... So die nächsten Tage waren dann erst Mal der Wiederherstellung meiner Identität gewidmet. Mein Fazit:

In every Life we ‘ve some trouble

If ya worry ya make it double

Wir schreiben noch die letzte Oktoberwoche und ich ging zuerst zu den Cops, sehr freundlich und natürlich: machtlos. Aber sie waren froh zu hören dass ich mir keine Hoffnung machte und sahen auch von dem vorgeschriebenen Erinnerungsanruf eine Woche nach der Anzeige ab. Ich glaub, es war ihnen einfach egal. Bereits am Abend vorher durfte ich die Freundlichkeit der hiesigen Straßenbullen feststellen: ich fragte nach der nächsten Polizeistation und schilderte meinen Fall und sie schickten mich in genau die entgegengesetzte Richtung, damn, Humor ham sie hier. Ausgestattet mit meiner Casenumber ging ich dann zur Uni und wurde wärmstens bemitleidet und bekam, höre und staune, einen neuen Studentenausweis in fünf Minuten und für umme! Ich meine in der servicewüste Deutschland dauert dass Minimum 4 Wochen und kostet ordentlich Schotter (ich weiß dass zufällig, weil mir meine Potte ja auch 2 Tage vor meiner Abreise, hm, entwendet wurde) und hier: Schnipp und schon gibt’s ne neue Chipkarte mit Foto etc. Pp. Na ja die 1700 Pfund die Erasmus für mein Studium hier blecht sind gut angelegtes Geld... dann ging’s auf nach Edinborough zum Generalkonsulat, und ja deutscher Boden deutsche Sitten, den Mädels vom Amt passten meine Persofotos nicht also wieder nach Glasgow und am nächsten Tag zurück, weil na ja im Auswärtigen wird halt nur 3 Stunden am Tag gearbeitet den Rest der Zeit verbringt man mit – ja mit was eigentlich? Denn auf meine Frage was in Deutschland so passiert wussten sie keine Antwort, Zeitungslesen kann’s also nicht sein?? Na ja ich tippe mal auf das Herstellen von vorläufigen Reisepässen, die teurer als die tatsächlichen (bei ein-jähriger Gültigkeit) ja immerhin biometrisch sind und ganz schön Pink. Die falschen Fotos konnte ich dann nicht zurückgeben, da der Fotoladen just an dem Tag zumachte an dem ich zum zweiten mal kommen wollte.. Scheiß neoliberalistischer Kapitalismus.. Nicht mal nen Monat Konkurszeit brauchen die hier, heute noch Service morgen schon bankrott, ein seltsames Land.

Na ja ausgestattet mit nem Pass ging’s dann am folgenden Freitag zur Arbeit, meinen Check abholen und ja so gut gelacht hab ich lange nicht mehr... Ich bekam für 10 stunden Arbeit ganze 34 Pfund bei einem gesetzlichen Mindestlohn von 5,40 p. St. auch nach erneutem Nachfragen befand die Dame am Schalter es als gerecht mir ein fünftel meines ersten Lohns als Steuern abzuziehen (illegal) und ganze 6 Pfund für die Sozversicherung (einfach nur frech) und 2 für Versicherungen (wat??). Was soll ich sagen: Ausländer halt ist ja in Deutschland auch nicht anders, die Kanaken kann man am Leichtesten abziehen, die verstehen ja eh nix. Als 100% Migrant in Glasgow gehe ich also recht gefrustet zur Bank und lasse mir stolz meine 5Eus Stundenlohn auszahlen.. Man Man... Aber im Herzen aufrecht und froh war die Schalterdame dann mein Sonnenschein: ‚How are you?’ ‚Chers, Fine and you?’ ‘Fine’ (spricht sich übrigens Fain) und schon gings wieder gut... Und da war dann ja auch noch mein Besuch (Sorry, aber es wird heut ein wenig länger..):

Mein geliebter Bruder neben nicht weniger geliebter Dame waren mittlerweile gut angekommen und brachten, neben Freude und Wärme, ja: Brot!! Richtiges Brot, verstehst du: das wohl beste Weizenprodukt, dass man für Geld kaufen kann.. Ich war hier schon bei einigen Bäckern und du glaubst nicht wie viele Sorten von Toast es hier gibt, nicht eine oder zwei, nein 50 oh Mann und alles Labbriger Shit, die Erklärung: das schlechte Gesundheitssystem, wer mit 25 keine Zähne mehr hat.. Wer weiß woran es liegt auf jeden Fall hätte ich schon ein bisschen mehr von der schottischen Kultur erwartet aber: Enttäuschungen gehören halt zum leben! Du verstehst meine Euphorie Brot und Tabak und Wein und alles gute aus Deutschland (Ich summe im Geiste die inoffizielle WM-Hymne: We’re Germans and I hope yo love Germans too). Die Tage mit der Familie waren sehr schön und unbeschwert, war Touristenführer und Tourist zur gleichen Zeit, ließ meine bescheidenen Ortskenntnisse raus und erfuhr neues an Orten an denen ich schon war und wir, was ich dir nicht vorenthalten darf, trafen Tommy: ein richtiger Schotte, Hausmeister in meiner Uni, der mich kurzerhand zu Weihnachten zu sich nach Hause einlud falls ich keinen Pass kriegen würde und zur Fam zurückreisen könnte. Dass ist der Stereotypschotte, supernett, hilfsbereit und einfach nur eine Seele von Mensch (Ich glaub die Langohren waren Ausländer). Jener Tommy zeigte uns dann auch die Butehall den Tanzsaal der Uni wo feierlich Diplome vergeben werden und allerlei Zeremonien abgehalten werden. Das coole ist, ich war schon öfter da und der Zutritt, eigentlich verboten, steht dank Tommy dem interessierten Studenten mit Anhang offen. Es ist begeisternd, gebaut wie das Mittelschiff einer gotischen Kirche sind je 4 Vitragen-Fenster jeder der Basic-Wissenschaften gewidmet: in ihnen sind die Figuren der größten Denker der jeweiligen Disziplinen so hier Keppler, dort Aristoteles und auch Leibnitz darf nicht fehlen.. Einfach nur beeindruckend. Begleitet auf unserer Rundtour hat uns dann auch noch einer meiner Dozenten auf den wir im Treppenhaus gestoßen sind, man ist ja per du.. Hierarchien werden hier stillschweigend akzeptiert man redet nicht so darüber und der Ton von Dozent zu Student ist nicht wie an der FU getränkt von belächelndem Übermut, sondern voller gegenseitigem Respekt, wahrscheinlich, weil sie hier wissen dass sie ihren eigenen Nachwuchs ausbilden und bei uns nur denken sie machen Volksbildung?! Wer weiß! So wir sind denn auch noch nach Edinborough gefahren (aber diesmal richtig) und haben dort das wohl schönste Freilichtmuseum der Insel besucht. Schon der (Kopf-)Bahnhof ist etwas besonderes, er wirkt wie eine Mixtur von Styles aus verschiedenen Jahrhunderten. Und wenn du dann ins freie trittst, dann geht es durch engste Gassen (closes oder wenn Pferdgerecht lanes) den Berg hoch zum Castle, dass, zu teuer zum Eintreten, auch von außen Eindruck macht. Edinborough, ähnlich wie Roma auf vielen Hügeln gebaut, lädt ein mit einer komplett erhaltenen Hunderte von Jahren alten Altstadt und einer hundertjährigen Konzeptneustadt, die komplett von einem Architekten entworfen und gebaut wurde. Wir haben uns mit der Altstadt begnügt und sind dann noch auf den Arthur’s Seat geklettert, einem Hügel direkt neben dem schottischen Parlament, von dem man nicht nur die Stadt, sondern auch das Meer überblicken kann, herrlich Polyphem hätte seine Freude... Nachdem wir Sparfüchse dann auf der Suchen nach dem günstigsten und besten Dinner durch die Stadt getigert sind gab’s denn endlich auch Meal: Gingerkekse, Fish&chips und Haggis, Ay (‚Yes’) die Küche ist nicht so atemberaubend aber Haggis war gut!! Und zurück ging’s. Als Jo und Anna dann nach fast einer Woche Urlaub die Rückreise antraten war ich wieder alleine...

Mein Fazit:

Putt a Smile on your face.

Aber die deutsche Einsamkeit ging ja nicht lange, denn die nächste Turigruppe stand schon in den Startlöchern: Verena, Katja und Chris. Und nach dürftigsten Infos, wie: wir kommen morgen um14 Uhr, biss dann! (soll mal einer sagen ich bin verplant) waren wir, meine ureigenste Reisegruppe (polen lässt grüßen), wiedermal im Ausland vereint. An Halloween haben wir dann leisure in Verenas Geburtstag reingefeiert (mit freundlicher Unterstützung von meinen Französischen Mitbewohnern). Es ist schwer die Woche ansonsten zu resümieren, aber auch hier hilft mir Bob:

We share the same bed of my single room,

Is this love that I’m feelin….

Ansonsten sind wir ein wenig gereist, für mich heißt dass ich habe Urlaub vom Urlaub genommen. Nebst Edinborough sind wir nach Arran gefahren und haben in diesem ‚Scotland in miniature’, einer Insel im Firth of clyde (Förde oder Meeresarm: Gefährliches Halbwissen, entschuldige bitte, Fjord ist Fiord) die im Norden Higlands und im Süden Lowlands zu bieten hat meinen Geburtstag gefeiert. Wir waren in einer malerischen Bucht im Süden (Pic.2) mit buddhistischem Kloster auf der Insel gegenüber unserem Strand untergekommen. Wirklich sehr schön und fernab von jeder Zivilisation, denn abgesehen von den Amis in unserem Zimmer gab’s auch kein Handynetz, weshalb wohl die hälfte aller Geburtstagsanrufe gar nicht durchgekommen sind. Na ja es war sehr beschaulich, feucht und auch fröhlich, nachdem ich den ersten Geburtstagsschock, einen Geburtstag ohne rauschende Feier zu feiern überstanden hatte. Bescherung gabs reichlich u.a. sehr geil: Deutschland ein Sommermärchen. Eine Woche später wurde der dann feierlich mit Deutschlandfahne am Billardqueue, hand aufs herz und Tränen in den Augen in der Exilgemeinde geschaut... Hm können wir noch mal bis zum Portugalspiel gucken, bitte... (na ja Bob sagt: We’re germans and I hope ya like.....) Hard war nicht nur die zweite Niederlage in diesem WM Jahr sondern auch das Holsten dass wir feierlich im Spirituosengeschäft gekauft hatten. Leider kein Import, sondern: gebraut in Southhampton, was heißt, versetzt mit Zucker, entalkoholisiert und Geschmacksverderbend.. Kein Wunder dass die Sun-lesenden Inselschulletrinkenden Tommys kein gutes Deutschlandbild haben. Na ja zurück nach Arran, nachdem mir feierlich ein Stein gewidmet und ein feiner (würg) Inselsekt (Katja, du wandelnde, tanzende Beatbox hast durchgehalten bis zum letzten Schluck... Danke!) kredenzt wurde ging’s am Tag drauf zum Strandspaziergang in gleißender Sonne. Wir haben geangelt und gegammelt und es einfach genossen. Dann am Abend zurück und noch ein wenig gepichelt. Tanzen waren wir leider nicht, aber na ja man kann nicht alles haben...

So denn noch ein paar Worte an dich über meine derzeitige Wohnsituation: Besser kann es gar nicht sein! Ich lebe im Flat mit zwei Franzosen (Aurelie&Alexis), die aber leider am Mittwoch wieder zurück gehen, sowie meiner Landlordfamily zusammen und es ist echt lustig. Sie halten mich zwar alle für ein bisschen spleenig aber wer denn nicht?? Es ist ein richtig cooles Refugium, da niemand zu mir kommt außer zum chillen und ich bei Partynachfragen immer zu den anderen Erasmaten sagen kann: geht leider nicht, weil na ja der kleine muss ja in die Schule und Rauchen is auch nicht..(Ian der Sohn von meinen Landlords, 11 Jahre und einfach ein cooler kleener Scheißer) Mein Zimmer ist extrem personalisiert mittlerweile, ich habe sogar schon boleadoras (nur keine Kuh zum ausprobieren, wie zum Teufel funktionieren die Dinger??) und, glaubste nich, einen Adventskalender..(Danke, danke, danke ich küsse und grüße euch – ihr seid die besten) Ich habe hier alle Freiheiten und eine vollausgestattete Küche, Mann perfekt!! Plus Hund was ziemlich lustig ist, weil der total doof ist (was vielleicht für'n Hund ganz normal ist !?! ich weiß!). Na ja, wir spielen viel zusammen. Du siehst es geht mir gut und ich verbringe hier die beste Zeit meines Lebens in vielerlei Hinsicht. So mehr kann ich dir echt nicht zumuten, obwohl ich so gerne würde: es gibt soviel zu erzählen...

Küsse und Grüße

und natürlich noch mal Bob zum Abschied:

I g‘ve you my phone number,

if ya worry

call me

I make ya happy!

Flo

Montag, 2. Oktober 2006

Der Odysee 2ter Teil - von den Sirenen bis nach Babel

Hey tha fellows,

Wie ich dir erzählte sind es gerade die Kleinigkeiten, die mich hier enorm flashen, deshalb soll diese mail mal so was wie ein Rundumschlag ins detail sein. Ich hab ja schon von dem verrückten Wetter hier erzählt und den sieben verschiedenen Arten von Regen, also hier ist mal eine. Zur Zeit sitze ich nämlich gerade in einem schmucken Kaffee im City Centre. Nicht gerade freiwillig, da mich die Wetterlage in den Schuppen gezwungen hat. Ich hab mal gehört, wenn es im Regenwald regnet, dann hört man den Regen, bevor man ihn spürt: Das ohren-betäubende Prasseln der Tropfen auf den Blättern 20, 30 Meter über dir, dann erst nach fünf Minuten dringt das Wasser bis auf den Boden vor. Stell dir das gleiche mal ohne Wald vor. Erst ein Tropfen dann zwei, dann 2000.. Ich bin also vollkommen durchnässt, trotz meines Gestaporegenmantels (aber in grau nicht schwarz). Man würde das bei uns als Platzregen bezeichnen, nur dass der hier halt irgendwie nicht aufhört. Aber das mit dem Platz stimmt, wenn man aufpasst kann man lokalen Regen umlaufen, ihm also ausweichen. Ich hatte die Freude gestern einem Regenschauer 20 Meter entfernt von mir zuzugucken, ich stand aufm Hügel (westend) im Tal (sprich citycenter) hat’s geregnet. Aber nichts ist schöner als im größten Regenschauer die stoischen Schotten zu beobachten. Anzugträger, die vollkommen unbeindruckt und durchnässt ihres Weges gehen und ja du glaubst es nicht, Ladies im Mini (ich meine wirklich Mini) und Regenschirm. Das Land des Wetskirtkontests schlechthin. Ein Schmunzeln muss ja erlaubt sein.. Doch ich will mich nicht bei dir beklagen. Die letzten Tage waren wundervolle Spätsommertage mit viel Sonne und, na klar, vereinzelten regenschauern aber halt meist der lotrechte, was überhaupt nicht schlimm ist, wenn man nen Schirm (den ich nicht habe) oder ne Regenjacke hat.

Ach und die Sprache, kannst du dir vorstellen wie geil das ist, nicht verstehen zu müssen was die Menschen so alles quatschen? Ich meine die reden halt alle Englisch (schon klar!) und wenn ich’s nicht hören will, dann denk ich einfach nur auf deutsch und das Englisch geht im Hintergrund unter, wie schön, ich glaub trotz mancher Kommentare von einigen Schindmäulern: ich bin kein Phobiker der Stille!

Linguistisch entwickle ich mich hier im Schneckentempo weiter: Hey tha, heisst hier soviel wie hi (glaube ich!). Gemeint ist so was wie „hi there“ also „hi dort“ oder „hi daselbst“. Die landesübliche Begrüßung, die wenn möglich in einem ermunternden aber unverständlichen Genuschel übergeht, dass dann in einem „how are you?“ endet. Der Höfflichkeit halber bedankt man sich und fragt selber oder man fängt (wie ich) ungeschickterweise ein Gespräch an, das ging bei mir dann so:

Shopkeeper: Hey tha. How are you?
I: Hi thanx, fine but that raining ise magnificent? Yeah to be honest I just arrived one week ago, done ask you heare? I’m german, to be exactly Berliner, but feeling so good to be in scoootland. But the language is quite hard, ise ? blablabla ………………………………….
[um dann endlich mit einem] and how are you? [Zu enden]

Ich glaub der quatscht mich nicht mehr an! Hähä. Geil auch er mit Turban aus Pakistan und den breitesten schottischen Akzent. (Atzen in Berlin – ihr wisst was ich meine) Ne aber im Ernst das ist halt die nette englische Art, die sich hier nach der Übernahme Englands durch den Schotten King James IV/I durchgesetzt hat. [sollte ja eigentlich andersherum sein!] Sie sind alle supernett hier und als Teutone (wie ich gelegentlich bezeichnet werde, das mit dem Neuköllner versuch ich hier in Glasgow gar nicht zu erklären) schockt mich dass manchmal doch echt. Mehr zur Sprache gibt es zu berichten, ich verstehe nach wie vor nix, habe aber schon spitzgekriegt, dass die hier an die meißten Worte ein „hen“ ranhängen und wenn sie Verben verneinen gibt’s oft einfach ein e ans ende als don’t = done, oder cane oder have. Dazu ist die Intotnation wie schon gesagt, ähnlich wie in der letzten ecke unserer ostdeutschen Future-Provinz Sachsen. Überhaupt fällt es schon recht schwer, vor allem morgens verständlich englisch zu sprechen. Ich glaub heute war das erste Mal, dass es einigermaßen ging. Ich habe nämlich zum ersten mal auf englisch geträumt. Leider bin ich den ganzen Traum über fast nur deutschen begegnet, also habe ich recht wenig englisch gesprochen, na ja ich bin ja auch erst zwei Wochen hier. Ich bleibe auf sprachlicher Erkundung und werde dir weiteres linguistisches berichten..

Von der Heimatfront lässt sich martialisches berichten: in meinem 9qm Palast habe ich mittlerweile die Deutschlandflagge gehisst, dass heißt eher mit Tesa drappiert und auch auf das Singen der Hymne musste ich leider, aus Rücksicht auf die chinesische Majorität verzichten. Kann aber nach Berlin [oder Tokyo] dennoch Erfolg vermelden: Habe die größte Flagge im ganzen Bunker (ich schlage sogar Sir Arthur, den Lithauer). Wir sind mittlerweile zu viert, ein Holländer (aka Phantom) und ein Franzose (Maxime) sind dazugezogen. Arthur und ich fühlen uns schon wie alte Hasen und lassen die Frischlinge bereitwillig unsere Töpfe und Pfannen benutzen. Ausländerintegration pur. Das Phantom (keiner kennt seinen Namen, wir glauben Walther aber ??) ist ein netter Physiker, aber die ganze Zeit unterwegs, Maxime ein angehender Ingeniör. Meine Eingaben beim Office auf Erhöhung der Frauenquote blieben leider folgenlos. Nicht nur deshalb spiele ich mit dem Gedanken auszuziehen. Sie haben mir jetzt den Contract überreicht und laut dem gibt’s keinen Besuch (außer der zahlt extra) und das geht natürlich nicht. Hab gestern aufner Party n Mädel kennengelernt, Izzy, die noch nen Zimmer frei hat, was natürlich super wäre. Ich muss das jetzt nur noch checken. Ich glaub sie is so ne Surferin und die gelten ja international eher als unzuverlässig und verplant, aber vielleicht klappts ja (ich werde berichten).

Wie ich dir vielleicht erzählt habe, liegt mein Schlaf-, Wohn-, Bade- und Esszimmer (9qm) direkt gegenüber von einem Stadion. Sonntag war ein Match drüben, d.h. zu einem A-Jugendspiel sitzen halt mal so 750 Fans 30 Meter von meinem Fenster entfernt und beklatschen ein recht mittelmäßiges Spiel. Mittelmäßig weil ich leider nur den Blick auf ein Tor habe und irgendwie immer die schlechtere Mannschaft gerade mit dem rücken zu mir steht. Dem Rufen nach zu urteilen steht’s 1:0 oder 2:1. Die soziologischen Analysen des Publikums überlasse ich an dieser Stelle mal dem Mülleimer. Aber die rot-gelb-schwarz gestreifte Elf des Thistle-teams (Heimmannschaft) erinnert mich doch arg an Biene Maja!

So viel zu dem alltäglichen. Mein Dasein als gammelnder Touri/Auslandskorrespondent nimmt langsam ein Ende, denn das fröhliche Studentendasein fängt nächste Woche an. Du weißt ja, ich hab Hummeln im Arsch und brauch stets ein bisschen Beschäftigung, aber dass hier ist schon hart. Ich habe drei Vorlesungen, an die (wahrscheinlich) jeweils ein Seminar und/oder Tutorium gekoppelt ist, so dass ich an lockere 12 bis 16 Stunden Uni pro Woche komme, hört sich recht entspannt an? Ja dacht ich auch. Aber studieren ist hier mal ein bisschen anders, allein für einen Kurs soll ich bis nächsten Freitag drei Bücher lesen! Auf Englisch, na klar. Wäre ja nicht so schlimm, wenn genügend Leute da wären, dass es nicht auffällt, aber, ja du errätst es: wir sind zu sechst! Besonders schön auch der Hinweis im online Register:

Dies ist nur dem Namen nach eine Vorlesung (hört hört), tatsächlich ist dies ein Seminar, d.h. 2/3 der Note mündlich und jede Woche darf ein anderer, nach Wahl des Dozenten die letzte Sitzung mündlich vortragen (Fuck)! Und natürlich ist auch ein Referat im Paket inbegriffen alles für nur 900€ im Jahr, nicht schlecht oder!

Du siehst sie haben mich am s**k! Ich denke bei den anderen beiden Vorlesungen ist’s das gleiche also fröhlich lernen...

Interressant ist auch eine Fahrt mit der „Tube“, der ältesten noch betriebenen U-Bahn weltweit. Also wenn sie in den Bahnhof einrollt, dann denkst du, du bist in einem Sciencefiction Roman aus den 60ern gelandet. Ein rote Rolle die sich (wenn es regnet) durch die reißenden Sturmfluten auf dem Gleisbett fräst. Erstmal drinn ists schon für durchschnittlich Große Leute wie mich unmöglich aufrecht zu stehen. Also sitzen und wer bietet dir seinen Platz an, ja das ist hier anders als bei uns, die Älteren sind viel zuvorkommender als bei uns. Ein 80 jähriger mit Stock ist für mich aufgestanden und hat was unverständliches gemurmelt, ich meinte nur ne ne lass ma (oder so ähnlich auf englisch halt) und denn hat der sich echt aufgeregt und ich wurde gezwungen seinen Platz einzunehmen. Die restlichen zwei Stationen hat er mir dann noch erklärt dass es eine große Respektsbekundung wäre sich hinzusetzten wenn man einen Platz angeboten kriegt. Okay denk ich und steig aus. Dann konnte er sich wieder hinsetzten. Stationen hat die U-bahn leider nicht so viele und ist auch ziemlich teuer du zahlst egal wo du hinwillst einen £. Genauso auch in den Bussen. Entweder du zahlst genau passend (ohne zu wissen wie viel es kostet) oder du zahlst eben 1£ - ob man das als geiz bezeichnen kann? Ich weiß es nicht, ist halt teuer hier.. Deshalb benutze ich eigentlich auch weder Buss noch Bahn, die Entfernungen hier sind ohnehin vergleichbar mit der zwischen Neukölln und Hermanplatz – also wird gelaufen! Schwarzfahren geht hier leider auch nicht, denn auch in Schottland gibt es den allseits (zumindest in Moskau) bekannten Job des Rolltreppenkontrolleurs – hier ist’s aber ein Automat und irgendwann wenn ich die U-Fahrzeiten weiß spring ich mal über einen rüber (ein alter Jugendtraum)...immerhin ist die u-bahn hier die pünktlichste auf der ganzen welt (oho).

Ansonsten geh ich im Augenblick täglich (seit gestern) schwimmen, ich bin nämlich member der sports acociation und die bieten hier für 30£ im Jahr eine Sportanlage mit Gym, Pool und zwei Saunen an. Meine Franzosen sind auch am Start und wir haben bereits die ersten internationalen Kontests im Wasserjoggen (Flo vs Fred: 1:0) und im Saunen (0:1) ausgetragen. Die Saunen sind sehr geil, eine nordic standart und eine Steam. Sehr sehr kool, ich denke ich wird das Wellness programm hier, so oft wie möglich machen (meine Gdanken sind bei dir Bruder). Ja und die membership erlaubt mir den auch mich zum Sport anzumelden und dass heißt dann: immer in die vollen, man bleibt sich ja treu. Training ist hier zwei Mal die Woche und du wirst es nicht glauben die Trainer heißen hier nicht Coach, sondern Captains, was dann auch den Klub der toten Dichter und das „Oh Captain mein Captain“ für mich erklärt. Ich werde dir noch genaueres vom Training berichten.

Ansonsten gehe ich oft aus und versuche ein bisschen was von der Musikszene hier mitzunehmen, die hier im Inselvergleich sehr entwickelt sein soll. Mit dem Alk sich zurückzuhalten ist sehr einfach, weil man ja nicht rauchen darf und ein lokales Bier im Pub ohne Zigarette noch schlechter schmeckt als mit (dann erträglich), aber ich teste mich hier durch. Es gibt so ein paar Partymeilen, die ein wenig an den Kuhdamm erinnnern, nur dass das Volk hier volljährig ist. Ansonsten ist’s das gleiche spiel wie überall (denk ich). Außer jemand kriegt spitz dass du kein Insulaner bist, dann geht’s ab: woher kommst du? Berlin, oh ich liebe Berlin (war aber noch nicht da) oh wie toll das du englisch sprichst ich spreche keine andere Sprache blablabla, halt irgendwann das übliche dann – wat soll ick sagen. So dass wars jetzt erst mal vom Auslandskorrespondenten.

Freitag, 22. September 2006

Der Odysee erster Teil...

Angekommen endlich. Ich dachte schon das wird nie mehr was. Je nach
Kenntnisstand weist du ja, dass ich die erste Nacht eigentlich feiernd 
verbringen wollte, aber Gottseidank kam es anders. Ich hatte ein 
Hostel, dass mich von Anfang an aufnahm. Im Flugzeug lernte ich Mikkiko 
kennen, tatsächlich eine Japanerin, aber eine von den Heimatlosen, die 
lieber die Welt bereist und schon einige Jahre in Glasgow studiert. Ich 
war noch sehr traurig zu gehen und dich zu verlassen. Ich hatte das 
Gefühl wir hätten noch viel länger abhängen und quatschen sollen als es 
dieser Sommer zumindest gegen Ende zugelassen hat. Naja ich saß also im 
Flugzeug und vermisste dich und alle anderen und freute mich nur sehr 
verhalten. Da war mir jede Ablenkung recht und Mikkiko erzählte mir ein 
wenig von ihrer Heimat und wies so in Japan is und so und kritisierte 
mein semifaschistisches, machiavelistisches Buch Hagakure (sehr zu 
empfehlen!). Und so verging der Flug recht schnell. Angekommen, wie 
sollte es anders sein, regnete es aus den vollen. Schottland halt. Im 
Nachhinein muss ich sagen es regnete gar nicht so schlimm, man lernt 
hier zu differenzieren. In nur einer Woche kenne ich jetzt schon 7 
verschieden Regenlagen! Fantastisch es geht von unsichtbarem Regen bis zu 
richtigen Platzregen, der aber nicht aufhört. Zum Glück stand mir 
Mikkiko als Führerin zur Verfügung, sie erkundigte sich wie wir zu 
unseren Unterkünften kommen. Ich bin ihr dankbar, denn so musste ich 
nicht mit den Schotten reden. Sie reden hier einen richtigen Akkzent ich 
meine es ist als würden die schwäbeln oder eher sächseln und zwar nicht 
in ganz schottland sondern scheinbar zumindestens was die Lowlands also 
den Süden angeht nur in Glasgow. Lange Rede, kurzer Sinn - ich verstehe 
recht wenig aber das Volk ist mir wohlgesinnt und überhaupt recht 
freundlich weshalb sie gerne alles für den doofen Deutschen wiederholen. 
Also Mikki erledigte das talken und ich ergab mich ins stalken, man 
einfach nur die Leute reinziehen. ich finde sogar dass die hier'n 
bißchen anders aussehen als bei uns was ich nie gedacht hätte. Und dann 
kahm ich an in meinem Hostel: Backpackers - merk es dir und vergiss es 
nicht, denn wenn du je in glasgow bist, da willst du nicht hin. Ich 
versuch mal die Eindrücke der letzten Woche zusammenzufassen. Collin der 
Besitzer is ein ca. 50-jähriger Pädofieler Schwuler mit riesigem 
Bierbauch, der sich seine Boys als Rezeptionsgehilfen hällt. Ohne Scheiß 
die jungs schulden ihm auf die eine oder andere Art Geld oder verdienen 
sich die unterkunft mit schuften und gelegentlich..... denke ich. 
Gestern hat er mich auf n bier eingeladen. Ich war vorher im Ben Nevis, 
einer local Whiskey Kneipe, in der Musikstudenten an zwei bis drei Tagen 
die Woche traditionelle Musik spielen (da is Braveheart nix dagegen 
Adresse für alle die mich besuchen). Später bin ich also bei Collin 
vorbeigegangen, direkt gegenüber vom Hostel, und es öffnen mir Mark oder 
Owen oder keene Ahnung einer von seinen Jungs. Collin sitzt also im 
roten Bademantel auf der Cauch und fängt einfach mal gediegen an zu 
spinnen, währenddessen dreht Owen einen J nach dem anderen und ich 
dachte schon shit die tillen alle aus. Also, Collin fängt an und erzä
hlt 
irgendwas davon, dass er ein Serafin ist und so?!? Naja irgendwann habe 
ich ihn nur noch ausgelacht - ich weiß etwas unhöflich aber naja - bis 
er mich dann rausgeworfen hat. Schlimm war eigentlich eher die Art wie 
er mit seinen Boys abgegangen ist, ich meine es wahr natuerlich alles 
sittlich und okay, aber den einen hat er angeschissen, dem anderen 
schoene Augen gemacht und versucht zum Kiffen zu überreden was mich dann 
zu einer Rede über die Freiheit Drogen abzulehnen gebracht hat. Shit, 
aber irgendwie waren sie dann vielleicht doch alle ganz zufrieden in 
ihrer Konstellation und ich dachte: dann such ich, rausgeschmissen wie 
ich bin, mal lieber das weite... Am nächsten Morgen war dann natürlich 
alles wieder gut (ich meine er hatte mich rausgeworfen ja - aufgrund 
meiner schlechten vibrations oder so, dabei hab ich mich köstlich 
amüsiert) und ich konnte die Fettkugel nur mit Mühe abhalten mich zum 
Abschied zu umarmen. Im Hostel selber - das echt ein Loch ist, waren 
aber auch sehr coole Leute:
 
Doro (Deutschschweizerin) mit ihrer Freundinn die entschlossen hat, 
frigide zu werden (kein scheiss, die erste Frigide die ich getroffen 
habe, ich wusste gar nicht das es das gibt bzw. das man das werden kann, 
wenn man will!); Axel, Ex-Broker (und Lichttechniker, und Handwerker, 
und was weiss ich nicht alles) und Weltenbumler der hier hängengeblieben 
ist und seit Jahren als Callcenter Agent arbeitet; Jasmina, ein 
liebenswerter kleiner Teufel, so circa acht jahre aus der Tschechei, die 
nie verstehen wollte dass ich gar nicht kitzelig bin und dann versucht 
hat, mich, weil ich rauche, mit ner pfanne zu erschlagen; Linda und 
Marcell ausm Schwarzwald, die hier wandern wollen und diverse namenlose 
Gestalten aus Australien, Schweden, Afrika und wass weiß ich bei denen 
es nicht oft über ein Gespräch oder ein Bier gekommen ist... Naja so 
viel zum Hostel ich glaub fürn backpacker urlaub ist es perfekt - allein 
von der Art her. Man trifft so viele Leute und ihr merkt: ja es war mein 
erster Hostelaufenthalt.

Nicht weit von dem Hostel liegt die Uni. Wie viele alte Schulen hier, 
sieht auch die Uni nach einer gotischen Kathedrale aus. Echt schön, du musst es sehen wenn du kommst. So etwas ist Harry Potter in Echt, 
natürlich werden die ästetischen Eindrücke ein wenig von den 
Halbwüchsigen getrübt die hier in Ausnahmefällen schon mit 16 studieren, 
schreien und cooooool sind. Zu lachen gibt es viel und dementsprechend 
entspannt ist auch der Lehrstuhl. Ich hab zwar drei advisors of studies 
aber natürlich kannte mich keiner. Mein eigentlicher Erasmus koordinator 
ist ein Monat vor meiner Ankunft in Rente gegangen und hatt die Akten 
mitgenommen, hm hört sich doch echt nach FU an oder? Du weißt wovon ich 
rede.... Aber kein Problem. Ich hab einfach versucht meinen Stundenplan 
allein zusammenzustellen und das hat denn auch funktioniert. Meine 
Erasmuskoordinatorin war ein wenig erstaunt, dass ich nach 15 minuten 
schon wieder gehen wollte. Ich mach hier jetzt drei Kurse und das sind 
ungefähr 16 SWS höchstens! Schön. Und wenn es klappt ist einer davon 
sogar Politik, aber die stellen sich n bißchen quer, weil ich nicht bei 
Poltik zugelassen bin, aber ich denke dass wird.


 
Alles ist sehr kompakt in Glasgow, was natürlich ein bißchen an meinem 
eingeschränkten Bewegungsradius liegt. Glasgow hat nämlich statistisch 
gesehen nicht nur die zweithöchste Kriminalitätsrate EU weit, nein es 
werden hier auch mehr Morde verübt als in jeder anderen Stadt auf der 
Insel. Das heißt watch your step and look ya back! Vorhin hat mich schon 
ein Junk angesprochen. Ich glaub ich hab ihn ein bißchen zu lang 
fixiert, du weißt schon halt wie in der Hasenheide.. Auf jeden Fall 
wollte er mir glaub ich Anäste..keine Ahnung wat.. andrehen, aber 
nachdem ich fünfmal what? meinte is er dann abgezogen. Ja junks und 
stricher gibts hier ziemlich viele und manchmal is mir schon n bißchen 
mulmig zumute aber man ist ja einiges gewohnt vo
n Neukölln und naja ich 
halt mich halt dann eher in dem Studentenviertel und im Zentrum auf. Der 
Rest ist rough. Auf jeden Fall  wurde mir von mehreren Einheimischen 
schon abgeraten in Localpubs zu gehen und wenn doch, dann niemals über 
Fußball oder Religion reden, da sind die Schotten wohl n bißchen eigen, 
wobei das wohl auch ne historische Sache ist. Denn seit die 
Industrialisierung zumindestens den Süden - die Lowlands - ein wenig 
entwickelt hatte  kahm es zu vielerlei kultureller Verbindungen zu 
England . Währenddessen blieb der Norden - die highlands- recht 
unterentwickelt, religiös katholisch (und Frankreich verbunden) und 
royalistisch (aber halt der schottischen Stuart-Linie gegenüber). Da 
Glasgow genau im Übergang von Highlands zu Lowlands liegt, ist die Stadt 
selbst sehr zertrennt, das spiegeln auch die konfessionell getrennten 
Fußballklubs und areas wieder. Na ich hab da noch nicht die Ahnung aber 
werd das noch auschecken. Die ersten Tage war ich öfters mal im 
Univiertel feiern und musste dazu durch n Park gehen - Kelvin 
(Thermometer Kelvin) Groove Park - tagsüber sehr schön und natürlich hab 
ich ihn auch nachts durchquert weils halt der schnellste Weg ist. 
Irgendwie hab ich dann mit n paar natives darüber geredet und die sind 
alle voll abgegangen, dass man da nie allein durchgehen darf, nicht in 
der Nacht und so. Na ok dacht ich mir und denn wurde wieder jemand 
totgeschlagen letzten Sonntag im Park, puuh. Also nachts lieber den 
weiteren Weg gehen. Das Problem ist, weil es alles so kompakt ist, 
kommen die Junks und G's halt auch in die nobleren Viertel. Aber wie 
gesagt, man muss halt gucken, wo man ist und sich anpassen, würd ich mal 
sagen.
 
So jetzt zum Feiern, ich denk dass interessiert dich noch mit am 
meißten. Ich muss sagen ich bin da eher langsam (nix von wegen die 
ersten 14 tage durchsaufen, mann). Ich hab mich also dagegen entschieden 
jeden Tag suff zu machen ist a. zu teuer und b. dafür bin ich einfach 
nicht hier. Ich lern hier ne Menge Leute kennen, unter mir wohnen nen 
paar Franzosen, ich glaub Toulouserghetto posse, die auf jeden Fall gut 
abgehen. Die sind sehr cool machen die ganze Zeit nur action, proleten 
rum und ich häng manchmal bei ihnen ab. In meinem Flat wohnt dann noch

Sir Arthur - eigentlich Arturas - aus Lettland der eigentlich Physiker
ist aber schon als Wanderarbeiter durch halb Europa gezogen ist, naja er              
verdient als Fleischliferant in Leeds halt das vierfache, von dem, was 
er sonst als Dozent zu Hause verdient. Ist auf jeden Fall kool, aber n 
bißchen anstrengend weil er sehr gebrochen Englisch spricht, aber ich 
denk das legt sich hier mit der Zeit. Auf jeden Fall is er sehr nett und 
gewöhnt sich schon schottischen Akzent an (hähä). Dann wär da noch Mike, 
ein Konstanzer, der auf jeden Fall ein sehr kooler Homie zu sein 
scheint, ich glaub mit dem werd ich hier am meißten abhängen. Mit Elisa 
(spar dir den Spruch), einer kleenen Italienerin, gehts heute abend in 
einer Erasmatikergruppe auf die Piste, mal sehen wer da alles am start 
ist. Ja denn waren da noch so'n paar Inder und ein Omaner, die auch zu 
feiern verstehen (bis auf der Omaner, weil naja trinken ist halt nicht, 
der hat für sich  sone komische Droge die er sich als kugel gerollt 
unter die nase drückt, hm komischer stuff, aber der ist auf jeden Fall 
sehr nett). Ja, du siehst, von wegen ganz viele Einheimische treffen,  
ist eher schwer hier. Es gibt n paar Klubs (schließen um 3) aber die 
sind teuer und dann jede Menge Pubs, die aber alle um 11 oder 12 
schließen. Dazu kann man bei den Burschenschaften trinken, es gibt eine 
Linke Verbindung Queen Margaret Union und eine Konservative GUU, wo man 
im Kilt zu Dudelsackmusik abtanzen kann, ganz lustig, aber halt son 
Peter Gabriel Volksmusikding. Dazu gibts hier unglaublich viele 
Deutsche, aber die sind irgendwie komisch (viele aus Mainz und dem 
Süden, aber komischerweise so gut wie keine Schwaben, Mike ausgenommen 
aber ich glaub der is Badenser!). Naja viele Posibilities schon um acht 
Uhr knülle zu sein. In den Pubs kann man, wie erwartet natürlich nicht 
rauchen, was aber hier sowieso Sauteuer ist, vielleicht hätt ich am 
Flughafen doch Tabak anstatt Bigpacks kaufen sollen, naja man lernt 
draus. Daas nicht rauchen hatt auch den Vorteil dass man draußen mit 
vielen Rauchern in Kontakt kommt! Geselliges Volk.    
 
Und nu zum letzten: meinem Flat: ich wohne in nem luxuriösen sechs 
zimmer Apartment mit küche (links) und habe meine eigenn 9 qm (wer kommt muss ne Luma und 
nen schlafsack mitbringen).










Vielen Dank Katja, dein Abschiedsgeschenk
gibt dem Raum ein bißchen Flair, natürlich auch meine Deutschlandfahne 
(Dank an Stivien und Anna) die gestern feierlich an der Toilettentür 
gehisst wurde, aber natürlich nicht hielt, ich muss mir da noch was 
überlegen und ja ich vermisse mein Berliner Schlauchbad, hier hab ich 
eine (eigene!!) Dusch- und Waschzelle mit naja 1qm oder so. Die Küche 
ist recht groß und ziemlich sauber (steigerung zum Hostel: unmeßbar). Ja 
und dann wohnt da wie gesagt noch Arthur und ich glaub ein phantom. 
weigert sich aber zu kommunizieren. pf. Ausm Fenster hab ichn 
wunderbaren Blick aufs Thistle Stadium und auf die Stadt dass heißt 
Sonntags Fuppes für umme (aber ich seh nur ein Tor).
 
Mann ist das viel für ne Woche und trotzdem hab ich nichts erzählt von 
den Bussen, den Steckern, den Drohungen unserer Putze den ganzen kleinen 
alltagssachen die mich immer wieder zum schmunzeln bringen ist halt 
alles anders hier... Ja mir gehts ziemlich gut hier. Ich bin nicht 
wirklich wehmütig, ich meine ihr fehlt mir alle sehr aber ich bin halt 
nicht alleine, weil wir sind hier alle in der gleichen Situation und das 
verbindet und kaum dass du dich versiehst hast du halb Europa an deiner 
Hacke, wenn du willst. Ich hoffe ich schaffe nächste Woche ein Konto zu 
bekommen (ist ziemlich kompliziert hier) und meine Kurse zu checken plus 
Sport, ach ja und nen Job brauch ich auch noch.  Also ich werd euch 
schreiben wenn ich Zeit finde und so. Machts gut meine Lieblingsberliner 
und sagt Berlin, dass ich ...

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